Anneau du Rhin / 9.5.2002
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Race-Report Rheinring

 

Vatertag 2002, was nun?

Mit dem Leiterwägele durch die Landschaft ziehen und sich ordentlich einen reintüten?

Oder lieber die Moppeds aufladen, die seit Wochen intensiven Vorbereitungen unterzogen worden waren, und ins Elsaß schippern, um mal wieder ein paar Runden in Anneau du Rhin abzuspulen?

Keine Frage für Boldi, Foggy und Jay.

Das Lanz-Team hatte für ihren Nr.1-Piloten extra endlich das immerwährende Defizit an Felgen aufgefüllt und sich in einer strategischen Glanzleistung die einzige in Europa noch vorhandene 3.65x17- Zoll Magnesium-Vorderfelge (gerüchtehalber aus einem Max Biaggi-Sondergussauftrag an Marchesini aus 2001) unter den Nagel gerissen. Als Dreingabe gab es über eine in Münster ansässige Unterorganisationseinheit der italienischen Cosa Nostra noch einige Edelteile aus Carbon dazu und schließlich eine Fußrastenanlage, die unter nicht eindeutig geklärten Umständen vor 3 Jahren in Barcelona aus der Ducati-Werksbox von Carl Fogarty verschwunden war.

Team Honda Neuhausen hatte für seine Nr1, Gerhard 'Leanangle‘ Boldinger, ebenfalls keine Kosten und Mühen gescheut und in einer Sonntag-Nacht-Internet-Bestellaktion einen Schraubtankdeckel aus der 'serie rosso‘ einfliegen und per FedEx ausliefern lassen. Sogar eisern angesparte 4.90 Euro aus dem aktuellen Rennbudget 2002 wurden eingesetzt, um den in Ledenon etwas strapazierten Höcker mit einem nicht unedlen Gelbton zu neuem Glanz zu verhelfen.

Team Aldi-Suzuki-NastroAzzuro/Altdorf schließlich hatte zum großen Designschlag ausgeholt und bereits Wochen vor dem Vatertag per email die Racer-Szene mit paintshop-Pro-Entwürfen gequält, flugs 6 Sprühdosen (2xschwarz/blau/weiss) aus dem Obi besorgt, und in einem hermetisch abgeschotteten Kellerraum (wegen damals max. 5 °C Aussenluft), die Lack-und Feinstpartikel-Resistenz des Nr. 1 Fahrers Pee in mehrstündigen Dauertests untersucht. Am Vorabend der Abreise fanden aller bisherigen Gewichtsreduzierung zum Trotz noch ca. 500g Aufkleber ihren Weg aus Rossifumis Altbeständen auf Jay‘s frisch lackiertes Mopped.

In den typischen, überaus straffen organisatorischen Abläufen des Teams 'Schwaben1‘, wurde noch am Abreisetag massiv Hand in Sachen Feintunig angelegt. So konnte an der bereits am Vortag aufgeladenen Honda CBR-RR Fireblade in allerletzter Minute noch per Handbohrmaschine der nach intensivem Brainstorming beim Mittagessen ausgedachte ca. 1mm weite Belüftungskanal am nagelneuen Edeltankverschluss dargestellt werden, den die brillanten italienischen Konstrukteure schlicht vergessen hatten.
Ebenso souverän wurde die Situation 'französische Steckdose <-> deutsches Verlängerungskabel für Reifenwärmer‘ nach der Ankunft im Fahrerlager gemeistert, die um ein Haar den Sicherungskastentest mittels 2 Satz Reifenwärmer verhindert hätte.

Während der auf Achse angereiste Langstreckenfreak Armin Hirsekorn auf einer verflixt schnellen 600er bbm-GSX-R bereits seine ersten Runden im Rahmen des 1.Turns abspult, widmet sich Team Schwaben 1 mit Hingabe der Überlistung der Geräuschabnahme. Der kompetente Franzose am Vorstart ermittelt bei Foggy’s Termi-'zu‘-Tüten und Jay‘s offener Akrapovic-Topf (mit handgeklebtem rotem Frühbereich auf dem Drehzahlmesser) exakt die gerade noch zulässigen 100 dbA, Schwein gehabt. Boldis bunte Honda wird dank massiver Nachbesserung des roten Bereiches ( > 10000 1/min) ganz offensichtlich mit einer BOT-Maschine verwechselt: 96 (!) Flüster-dbA stehen trotz Akrapovic-Racinganlage in unmittelbarer Nähe der Leerlaufdrehzahl zu Buche – sensationell!

Dann endlich raus auf die Piste – geil! Anneau eben.

Jay fühlt sich in Topform, wird auch nur selten überholt, hofft dank 40 Mehr-PS zur ‚schrottwirdflott‘-Honda und wahrem Höllenspeed auf der Geraden insgeheim auf neue Rundenzeitrekorde (Zitat: i glaub heit pack i 1.24...) – verfehlt aber trotz idealer Wetterbedingungen und wegen eines morgendlichen 'klitzekleinen‘ Highsiderles in seiner Lieblings-Rechtkurve mit 1.26.0 min sauber die persönliche Bestzeit um 0.5 Sekunden.
Foggy trifft es noch härter: sein Team hat ihm in einem Anfall schwäbischer Sparwut die mit Abstand ältesten ab Lager Waldorfhäslach verfügbaren Schlappen auf die Duc montiert! Selbst ein reifenseitiges Nachbessern in der Mittagspause bringt ihn max. auf 1.26.3 min, Bestzeit ebenfalls satt verfehlt.
Boldi entzieht sich der zwar erfolgreich der laptimer-Zeitnahme, wird aber von den anwesenden Experten durchaus auf ca. 1.28.xx eingeschätzt, ähnlich wie 'Hirse‘, der immer noch pausenlos seine Runden zieht.

Schön war’s trotzdem und das Abschluß-Briefing im McDonalds an der französischen Grenze mit Hebbe Speer und Co bescherte dem erfolgreichen Suzuki-Händler einen stark verdichteten Vortrag von Gerhard über den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Jagdinstinkt des Homo Errectus und der nach wie vor wachsenden Beliebtheit von Rennstreckentrainings.
Und während Foggy seinen BIG-EXTRA genießt, erhält Jay durch einen wundersamen Zufall für die Heimreise noch eine zart nach Veilchen duftende Jeansjacke...

;-)

viSdP/Reporter vor Ort JP

P.S.: nur noch 13 Tage bis Hockenheim Variante 6 mit dem Dieter Braun!