Race Report Pannonia-Ring 04. - 06.07.2003

 

Ungarn.

Hitze und Czardas, Paprika und Pusta, wunderschöne Frauen und wir - mitten Drin auf unseren Bikes!

Die 'Fraktion der völlig Besessenen' plant ihn schon seit Frühjahr, diesen Ausflug - und nun war es endlich soweit. Die Wochen vorher herrschten in deutschen Gefilden bereits Temperaturen bis zu bekömmlichen 35°C, und nun ab in den Süden, das konnte ja heiter werden...

Einige Ignoranten nehmen trotz der vorab durchgesickerten Gerüchte über die wilde Schönheit der weiblichen Eingeborenen zur Sicherheit eigene Ungarinnen mit nach Ungarn (s. Fotos)...


13 Racer, ein bunt zusammengewürfeltes Völklein.

Die Ducatisti: vom Gelegenheitstracker auf seiner schönen Monster bis zum gefürchteten Lanz-Treiber mit dem vermuteten Ex-Chili–Motor aus Waldorfhäslach.

Das 'Aldi-Suzki'-Team: hitzköpfige und hochtalentierte Heißsporne, allzeit bereit dem eigenen Teamleader ein paar graue Haare mehr zu bescheren.

Das Team 'Suzuki Stuttgart' mit knapp 300 kg Lebendgewicht auf 3 Liter Kilogixxer-Hubraum verteilt, angeführt vom 'Mann ohne Nerven‘, Reymund Wollny.

Die Honda-Phalanx: von der milka-lila PC31 über Boldis Mulitcolor-Blade bis zu den beiden ultraschnellen nagelneuen CBR600RR in zivilem Rot bzw. racigem Gelb.

Last but not least die tapferen Jungs aus der Musikbranche: unter dem Zeichen der drei gekreuzten Stimmgabeln mal wendig auf R6, mal souverän im Geradeauslauf mit 122 PS im Öhlins-Fahrwerk.

Vor der Abfahrt wieder mal jede Menge arbeitsame Hektik bis zur letzten Minute.
Mann will es ja nicht anders. Beispiele gefällig?

Jay, Boldi und Foggy stellen ihre Pack- und Ladestrategie beim Anblick der Beachvolleyball-Dachbox von Foggys Schwager komplett auf den Kopf. Der nötige Träger um das Ding auf den Cruiser zu schnallen wird wie durch ein Wunder lockere 12 Stunden vor dem Losfahren aus dem Zubehör-Zentrallager/Saarbrücken angeliefert.

Marc hat 3 Stunden vor der Abfahrt noch keinen Auspuff (war noch beim Schäfer in Saarlouis, weil die Süddeutschen kein Titanimitat schweissen können) und entringt ihn im Rahmen eines morgendlichen Handgemenges (där woar fai eechd no in dr Lufd ?) dem verdutzten Anzinger Postboten...


Durchaus phantasievoll auch die unterschiedlichen Anreisestrategien.
Im Transit mit Wohnwagen.
Im Corsa mit Anhänger.
Im T4 ohne Hänger.
Im T4 mit Hänger.
Aus dem hohen Norden mit mehrfachem Umsteigen und dabei gehöriger Verspätung auf An- und Abreise (hat der Andre von der Deutschen Bahn abgekupfert).
Im Vito bis München, von da weiter auf dem Notsitz eines Ami-Schlittens.
Mit der schieren Schubkraft von mehr als 30 SMS pro Tag für den Co-Piloten – für Kurzweil ist gesorgt.
Einige übersensible Wagenführer leiden unter dem ständigen Dreinreden der übermotivierten Beifahrer und so muß die Anzahl der täglich zulässigen Einmischungen schlußendlich kontingentiert werden.


In Pannonia begrüßt uns die aufgestaute Hitze der Vortage.

Müde werden die noch aufgeheizten Boxen belegt. Das Häslacher Management trifft zuletzt ein, löst aber zum Entsetzen der Bewohner sofort die Box Nr.1 auf. Ordnet in Box Nr.8 und 10 alles nochmal neu an - und schläft dann erschöpft zur allgemeinen Verwunderung trotz 'Hotel'vorabbuchung in der Box ein. Der Rest der Truppe verteilt sich vom eigenen Wohnwagen über Jugendherbergsähnliche Unterkünfte im Paddock bis zum feinen Hotel der gehobenen magyarischen Mittelschicht.


1. Tag / 25°C - angenehm.

Für etliche Piloten heißt es nun erstmal 'back to the roots'.

Sogar routinierte HangOff-Reiter werden in die Rolle von schräglagenscheuen Rookies zurückbefördert. Und während Boldi gleich 'Ales-mäßig' mit Druck am Rad um den Kurs zirkelt, müssen andere den anspruchsvollen Strecken- und Oberflächenverlauf erstmal gründlich einstudieren.
Besonders intensiv tut dies das Häslacher V-Due-Team. Jay biegt gerade um die mittelschnelle T6-rechts, als er den Lanz-Stammfahrer Klaus 'Foggy' Fesel in der Sturzzone von Turn7 aus einer Staubwolke stapfen sieht, die rote Bella flach am Boden!
Rider reports: Vorderrad ohne Vorankündigung weggegangen - zum Glück alles wesentliche 'ok'. Bis auf die blauen Flecke, ein dickes Handgelenk und abendfüllende Schmerzen, ganz besonders beim Lachen. Und natürlich den leicht angeknacksten Kampfgeist...
Madonna - die stolze Bella hat verblüffende Ähnlichkeit mit einem Mähdrescher.

Boldi ertappt derweil Jay bei der Transponder-Montage ('Also doch Renna fahra!?').

Etliche Reiter hadern nach mit dieser Strecke. Andre erkundet im Hinblick auf das Sonntagsrennen sicherheitshalber schon mal die Auslaufzone am Ende der S-/F-Straight, bleibt aber im Sattel. Die allgemeine Sturzhäufigkeit ist hier nicht gerade von Pappe.

Beeindruckend: Kämpfernatur Reymund, der sich frühmorgens mit einem schwäbischen Urschrei auf die Piste wirft, ungestüm 2:10 fährt, dafür aber einen Touchdown (Vorderrad, was sonst) hinnehmen muss.
Und natürlich Klaus 'Bärli' Ernst, der schon früh eine 2:08 min fährt, was besonders dem Aldi-Team dicke Kullertränen in die Augen treibt. Späher berichten von geheimen Fahrstunden für die Aldi-Rookies und sogar von regelmäßigen und detaillierten Eintragungen in ein streng geheimes bayrisches CBR600RR-Renntagebuch!
Der Klausi - zurück in die Zukunft?

Nachmittags etwas Regen und somit Erkundung des Streckenrestaurants 'Ciao Mario'. Lecker. Und wirklich, Ungarn ist frauentechnisch vom Glück der Sonne begünstigt...

Da heute Fahren bis 19 Uhr angesagt ist, gehen die meisten nochmal zum Abwinkeln raus, was auf der schnell abtrocknenden Piste nun doch den Meisten zunehmend Spaß macht. Und da Foggy durch höhere Vorsehung erstmals den Superbikelenker, eine Gabelbrücke und Kleinzeug eingepackt hat, mutierte die Duc nach heftigem Schraubereinsatz und meterweise Tapeverband zur roten V2-Supermoto!

Abends klassisches Kampfgrillen im bayrischen Feldlager bzw. Gulasch oder Paprickahuhn im neu eröffneten Restaurant inmitten ungarischer Gastfreundschaft. Jede Menge Angler- und Racerlatein. Reymund gibt Geheimnisse der Startstrategie aus seiner aktiven Crosserzeit zum besten, Jay erzählt vom 81er 500er GP in Imatra, wo Kenny Roberts&Co um Verkehrsinseln und über Bahnübergange zirkelten...


2. Tag / 20 - 25°C und trocken, jedoch zum Teil starker Wind.

Da etliche Crashes übers Vorderrad erfolgten, erleichtern Foggy und Jay den Reifendienst spontan um zwei vordere Michelinslicks mittlerer Mischung – irgendwie doch beruhigend.

Cruising und Zeittraining im Wechsel. Nachmittags stehen Races über GP-Distanzen an. Klausi, Jörg, Jay und Reymund stellen sich der Herausforderung.

Klausi begeistert bei den Supersportlern mit einem wahren Husarenritt und Platz 2, der Mann scheint direkt an die TZ250-Tage von 1984 anzuknüpfen zu wollen. Die Akrapovic singt dabei ihr heiseres Lied bis 15000 U/min, daß es einem an der Boxenmauer heiß und kalt wird. 2.06er-Zeiten? Kein Problem für das Kämpfertalent aus Poing.
Jörg denkt ans Heli-Jumping, treibt seine PC31 kühn um die Ecken und wird Runde um Runde immer schneller.

Jay will nun endlich einmal wissen, wie sich ein 40 Minuten-Race anfühlt. Hierzu bedarf es aber zunächst der Unterstützung von vier Bohrmaschinen-bewaffneten ungarischen Haus- und Hilfshausmeister, die ihm seine 'Hotel'-Zimmertür aufbrechen helfen, um 70 Minuten vor dem Start noch an alle fürs Rennen nötigen Utensilien heranzukommen (ein fettes 'Danke!‘ übrigens an Jürgen Taubert für die in dieser mental kritischen Phase ausgeliehene Banane!).
Andre schraubt noch und Frank ist froh, die verzweifelte Suche nach einer vermeintlich unter das Augenlid geratenen Kontaktlinse überhaupt lebend überstanden zu haben - also fährt der Lange 'alleine' raus.
Pee stanzt nach gewohnt mittelmäßigem Start aus Reihe 2 (Foggy: 'Jay, des war wiedr nix!') eine von Kampflinien geprägte erste Runde hin (Foggy: 'des war dann echt kuhl!') und läßt sich in der Folge nur noch von zwei anderen Piloten dingfest machen - Platz 8 trotz zeitweiligem Augenflimmern und Muskelkrampf in der Hüfte!

Reymund liefert bei den Hyperbikes den vollen Hitchcock ab. Rundenlang hält er an 4. Stelle liegend auf seiner dicken Serien-Gixxer eine aggressive Vierermeute in Schach, treibt durch superspätes Bremsen einige davon zur schieren Verzweiflung, und fährt tatsächlich den 5. Platz nachhause! Allein die Show mit dem einzigen funktionierenden Bremslicht des ganzen Feldes ist schon das Zuschauen wert. Die Zuschauer auf dem Start-/Zielturm sind begeistert.

Abends eimerweise Pokale - Siegerehrung mit Pastaparty und anschließendem Kampftrinken im bayrischen Campus. Boldi plantscht noch im örtlichen Mineralbad und es gibt sogar noch den ein oder anderen 'Gute-Nacht'- Whiskey für den 'Wicht aus Anzing‘...
22.30 Uhr: Foggy macht seinen Frieden mit der Boxenpennerei und quartiert sich doch mal bei den 'Zubovics' ein.
00.30 Uhr: Jay irrt zunehmend verzweifelt mit Pokal und Videokasette aber ohne Zimmerschlüssel durchs Fahrerlager. Den hat er dem Boldi aus Versehen anstelle des Boxenschlüssels mitgegeben...


3. Tag / 20 - 22°C bewölkt, hoffentlich bleibt es trocken.

Die Luft scheint zu knistern, die zunehmende Race-Orientierung einiger Jungs wird spürbar. Aber auch die 'Powercruiser'-Fraktion läßt es an diesem Vormittag ordentlich brennen, allen voran Boldi und nun endlich auch die übrigen Kilogixxer-Jungs. Nur Marc wirkt irgendwie leicht angeschlagen...

Hyperbikes:
Reymund setzt wieder alles, gast äußerst entschlossen an und – stürzt! 'Highsider‘ berichtet er mit schmerzvoller Mine. Zum Glück ohne allzu schwere Folgen, aber 'Roß und Reiter' sind ziemlich geplättet.

Superbikes:
Jay startet wieder mal mittelprächtig ('die Scheiss-Kupplung rupft wie blöd‘), packt in Runde 1 alle Tricks aus seiner Kiste (einer geht noch außenrum in Turn 5 :-) ) und nistet sich prompt auf Platz 7 ein. Sein Laptimer zeigt konstante 12er Zeiten – entspricht seiner Trainingsbestzeit, also grüner Bereich. Andre steigert sich gegenüber Samstag kurzerhand um 4(!) Sekunden pro Runde, den Aldi-Teamchef immer in Sichtweite. Drei Runden vor Ende hat Jay alle Schwächen seines Vordermannes ausgelotet. Der ist jetzt fällig - Angriff Ende S-/F-Straight, auf der Bremse innen durch, im 4. Gang über die curbs - wuahhhhhhhh! Aaa-dreee-naaa-liiiiiiin ohne Ende! Jetzt ja nicht nachlassen, drücken, drücken, drücken. Foggys geballte Faust über der Boxenmauer wirkt Wunder – ab nun hagelt es persönliche Bestzeiten. Schließlich gelingt sogar eine 2.10.3er Runde. Kurzer Blick zurück - der 6. Platz ist sicher. Andre komplettiert das Aldi-Suzuki-Ergebnis mit einem sauberen 8. Platz hauchdünn vom 7. Entfernt und ebenfalls einer 2.10er-Runde! Frank bringt sein blaues YZF-Schlachtschiff ebenfalls sicher ins Ziel.


Supersport:

Klausi liegt an 2. Stelle, den Atem eines aufsässigen SRADS-Piloten immer im Genick. Die 600er fahren einen irren Speed. Da der Führende Lizenzler ist, geht es bei diesem Zweikampf um den Sieg! Und das Bärli hält dem Druck stand, kommt tatsächlich fünf Meter vor dem SRAD-Fahrer über die Linie! Robert begrüßt ihn mit einem freundlich aber bestimmten 'Du kriagst 10 Sekunden'!? Klausi: ' Wieso dös? Bei die Ondern woarns a immer 3 Sekunden zwischn Rot und Los!' Robert: 'Oaber Du woarst scho eine Länge vorne bei Los!'
Alle müssen lachen und Klausi akzeptiert sportlich den 2. Platz. Eine phänomenale 2.06er (!) Runde als Fastest Lap des Rennens ist ein zusätliches Schmankerl...
Marc hat sich gefangen und liefert tatsächlich auch noch eine 2.10 hoch ab. Joerg fährt auf dem PC31-Altmetall eine sehr respektable 2.13er-Zeit! Und auch ‚Chili‘ feilt noch etliche Sekunden vom Vortag weg.

Twins:
Foggy stellt sich der zahlenmäßig kleinen aber vom Speed her bärenstarken Konkurrenz. Er ist der einzige SuMo-Ringer im Feld. Startet hervorragend mit zunächst konstanten 2.13er Runden. Zunächst zunehmend unter Druck von hinten, wird er scheinbar nach und nach 'kassiert'...
Aber dann: urplötzlich ist 'unser‘ Foggy wieder da! Verdaut ist der mentale Tiefschlag des ersten Tages. Der Lanztreiber 'puts the Hammer down!'
Entsetzen bei den Konkurrenten, die nun nach und nach wieder eingesammelt werden. Jay gerät an der Boxenmauer völlig aus dem Häuschen. Foggy stanzt sogar noch eine mittlere 2.10 in die Bahn und erobert trotz Hochlenker auf der waidwunden Bella einen feinen 5.Rang!


Was für ein Tag.


Einige haben schon begonnen zu packen, andere verdauen noch die Vielfalt der Eindrücke. Viele Hände zum Abschied schütteln und gleich Pläne für die weitere Saison schmieden. 'Sehen wir uns in Spa?' 'Bist Du dabei in Valencia?'

Um 23 Uhr nochmal ein Treffen auf dem Heimweg, zufällig und doch beinahe traditionell beim 'Schotten‘ mit dem gelben 'M‘, diesmal sogar einem preisgekrönten, dem am Irschenberg (Empfehlung der redaktion ? ). Nach einem herzhaften 'Mann über Bord‘ aus dem PT Cruiser geht es endgültig Richtung Heimat.

Verrücktes Racervolk.


:-)

Reporter vom Track
JP