RACE Report 'Spa'

 

weißen Kombi (ich würde sagen kiesbettgrau), das ist Mäx. Seine Duc hat aber längst nicht soviel Dampf wie meine, außerdem ist er schwerer! Wie macht er das bloß?
Später meinte er, ich würde nach Eau Rouge bremsen oder so was, er wäre mir schier ins Heck gefahren. Ich solle doch einfach stehen lassen und früher ans Gas gehen. Und was ist mit der Angst, denke ich mir, hat der keine?
Jedenfalls fehlen mir am nächsten Bremspunkt bereits ca. 100 m. Wie hol ich das wieder auf? Wieder später bremsen, das klappt, aber jetzt passt leider nichts mehr. Die nächsten paar hundert Meter verlier ich noch mehr an Boden und kurz vor der bergab-rechts überholt er noch einen.
Ich glaub jetzt sind es bald 200m, die ich gutfahren sollte. Ob das noch klappt? Dann wäre die 3-Minutengrenze sicher geschafft. In der bergab-rechts fahre ich soviel Schräglage, dass das Knie schleift, ich hebe kurz ab, aber die Verkleidung lässt kaum mehr Bewegungsspielraum zu. Mich treibts ziemlich weit ab und die nächst linke ist schon da. Hat dennoch einigermaßen geklappt. Also es geht doch.
Nun aber ran ans Hinterrad und vorbei, das müsst doch gelacht sein. Rechts fliegt das Kiesbett vorbei, irgendwo dahinten stehen Streckenposten. Warum sehe ich die überhaupt? Ich wollte doch den da vorne einholen. Also mehr Konzentration und Gas stehen lassen oder besser noch etwas drehen. Es geht nicht, irgendwas hindert mich, also wieder etwas später bremsen und schauen, ob es diesmal besser durch die Kurve geht.
Zu meiner Freude komme ich zwar ran aber nie und nimmer vorbei, Mir fällt der Spruch ein „Ranfahren ist das eine, vorbeifahren das andere“. Ich glaube, da ist was dran! Ich sehe Mäx noch kurz in der hinterste Ecke des Kurses - in der Virage de Stavelot - und denke, der ist jetzt endgültig weg und aus ist es mit dem Ziehen. Der vor mir lässt es aber auch ganz schön krachen, nun soll der mich halt ziehen, an dem komm ich sowieso nicht vorbei.
Wir fahren hintereinander auf Blanchimont zu und ich sehe, dass er sehr weit rechts ausholt. Jetzt könnte ich innen durch, blitzt es mir ins Hirn. Also stehen lassen, Schräglage kontrollieren und ich komme fast auf gleiche Höhe. Jetzt zieht der Kamikaze aber brutal nach innen, was tun?
Es wird immer enger, der sieht mich nicht denke ich, ein Crash bei über 200km/h wäre tödlich, ich glaub der spinnt, oder spinne ich? Warum bleib ich nicht hinter ihm? Sind es etwa die 3 Minuten? Wir fahren mit ein paar cm Abstand wie die Irren durch diese Kurve, hoffentlich geht das gut.
In diesem Moment zuckt er, hat mich wohl bemerkt und macht auf. Ich glaube er ist noch mehr erschrocken als ich. Ich habe ihn später nicht mehr gesehen. Er hat wohl den Turn abgebrochen. Was mich wundert, ist, dass ich ohne zu Zögern weitergefahren bin, ohne weiche Knie zu bekommen. Stellt sich da etwa eine gewisse Abgebrühtheit ein? Ich weiß es nicht.
Dann Bus-Stopp anbremsen, fast schon Routine, einlenken, beschleunigen. Mist! Ein Gang zu hoch! Haben mich die letzten Sekunden in der Blanchimont doch etwas aus dem Konzept gebracht? Wohl wieder ein paar Zehntel weg. Anbremsen auf La Source und voll ans Gas. Nächster Gang und schon wieder im Begrenzer. Mehr Konzentration, dann müsste auch die nächste Runde flüssiger laufen, denke ich noch …kurz vor der Eau Rouge blicke ich auf den Laptimer und der zeigt 2:59.28.
Eine große Freude steigt in mir auf, war ja auch höchste Zeit. Die folgende Runde war übrigens eine 2:59.66. Das wäre geschafft für dieses Jahr. Nächstes Jahr mische ich die Fesel-Truppe auf. Ob das gelingt? Mal sehen.

Manfred Fischer

 

 


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